Von Peter Bernet (2016)
Kalender 2017
Grindelwald vor rund 100 Jahren
Das Hotel «Grand Eiger» mit dem stilvollen Eigerpark. Es war mit seinem grossen Saal Grindelwalds kultureller Mittelpunkt. Im «Eiger» fanden Gemeindeversammlungen und Konzerte der Dorfvereine statt. Hier wurden erste Filme gezeigt. Er wurde im Ersten Weltkrieg abgebrochen.
Januar
Beliebtes Skijöring, im Schlepptau eines Pferdes, mitten auf der Dorfstrasse. Ein Skivergnügen durch das «Duftli», hier gerade vor der Terrasse der «Pinte», der beliebten Dorfwirtschaft. Von Autos im Winter noch keine Spur.
Februar
Der Eingang auf die grosse Bäreisbahn zuoberst am Endweg. Meistens waren es englische Gäste aus dem Grandhotel Bear, die sich hier tummelten, modisch gekleidet im Stil der Briten. Auf der gegenüberliegenden Talseite fallen die auffallend spärlichen Wälder auf.
März
Bergbauer Fritz Kaufmann, genannt «Schiibersboden-Fritz», «schlittnet» Heu ins Tal, auf schönem «Schlittwäg» hinter Mühlebach. Seine Fahrt ging hinunter in den Talboden gegen «Mettenberg», wo er wohnte.
April
Aktivdienst im Ersten Weltkrieg, 1914/18. Gefreiter Fritz Egger, geboren 1893 in Grindelwald an der Spillstatt, Gruppenführer bei der Traintruppe, auf seinem Trainpferd. Während der Grenzbesetzung im Tessin nach einem unendlich langen Fussmarsch vom Jura nach Bellinzona.
Mai
Die Grindelwalder Bahnhofstrasse, von den Leuten «Zuckergasse» genannt, denn eine Confiserie reihte sich an die andere. Kutscher warteten am Bahnhof auf Gäste vom Zug und brachten sie in ihr Hotel. Es gab viel Gepäck. Die Gäste blieben wochenlang.
Juni
Das Hotel «Grand Eiger» transportierte mit seiner eigenen Hotelkutsche ganze Familien samt Gepäck. Mit der Eröffnung der Eisenbahn 1890 allerdings meist nur noch bis zum Bahnhof. Die noblen Herrschaften reisten oft von weit weg an, sogar aus Russland, und blieben lange.
Juli
Gletscherpfarrer Gottfried Strasser gab einen «Illustrierten Führer» heraus und rühmte die kühlen Eisgrotten gegen die Sommerhitze. Im Unteren Gletscher habe es schöne Eishöhlen sowie in der «Lamm», der heutigen Gletscherschlucht, Galerien und Treppen.
August
Das «Engihittli» hoch über dem Oberen Grindelwaldgletscher. Es war von der Bergstation Engi des Wetterhornaufzuges auf luftigem Weg gut erreichbar. Im Hintergrund das Kleine Schreckhorn. 1914 wurde der Betrieb der Luftseilbahn wegen des Krieges nach nur sieben Jahren eingestellt.
September
Pension Villa Flora, eine Jugendstilvilla erbaut 1906 von Johann Bernet-Jossi. Hier wohnten Rudolf Bohren, genannt «Poschtruedi», und sein Sohn Rudolf Bohren, Theologieprofessor und Literaturpreisträger, sowie später die Familie Balmer-Jossi vom «Hotel Wolter» mit Schriftsteller Dres Balmer.
Oktober
Älper der Bergschaft Wärgistal «bim Firerfaren». Sie zügeln in ein anderes Alpläger. Die Arven oberhalb des Wärgistalwaldes waren, mit dem Wetterhorn im Hintergrund, schon früh ein klassisches Postkartenmotiv. Untersuchungen der Bäume durch Förster ergaben ein Alter von über tausend Jahren.
November
«Die schönsten Itramer», schrieb einst jemand hinten auf das Foto. Die Itramer haben sich für eine «Froneta» versammelt, vor dem Hotel Jungfrau. Die «Jungfrau» wurde 1904 erbaut, vom Ehepaar Hauser geführt und ist seit 1908 im Besitz der Hoteliersfamilie Märkle.
Dezember
Das fotogene «Weschhiisi» mit Brunnen am Moosgadengässli. Es war lange Zeit das beliebteste Motiv für Neujahrskärtchen und für eines der schönsten Winterplakate von Grindelwald. Dem Quellwasser schrieb man heilende Wirkung zu.
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