Von Peter Bernet (2009)
Kalender 2010
Grindelwald vor rund 100 Jahren
Ein BOB-Dampfzug an der Rothenegg, kurz vor Grindelwald. Vor hundert Jahren kamen immer häufiger Tagesausflügler. Am Berchtoldstag 1906 beförderte die Dampfbahn in mehreren Fahrten von Interlaken her 300 schneehungrige Fahrgäste ins verschneite Tal.
Januar
Curlingbetrieb auf der riesigen Bäreisbahn. Eissport und Schlitteln dominierte vor hundert Jahren noch. Erst wenige Gäste fuhren Ski.
Februar
Skispringen im Winter 1907/08 auf der Trychelegg, gegenüber dem Dorf, auf der andern Talseite. Dort war die erste grosse Sprungschanze Grindelwalds. Sie wurde im Hinblick auf das Schweizerische Skirennen 1910 gebaut. Die Skispringer landeten auf einem furchterregend steilen Hang.
März
«Eine skifrohe Jugend wächst heran», schrieb man 1906. Grindelwalder Knaben auf Fassdauben und mit Besenstielen irgendwo auf dem Underpfand, oberhalb der Dorfstrasse. Als Wachs diente Seife. Handschuhe? Die waren für Mädchen bestimmt, da fror man lieber.
April
Im Winter 1903/04 gab es viel Schnee und dann wochenlang Sonne: Gut um Heu und Holz ins Tal zu schlittnen. Die Bauersleute konnten ihrer Arbeit hemdsärmlig nachgehen, hiess es, und es wurde immer wärmer. Im Sommer 1904 trockneten dann die Quellen aus und auf den Alpen mangelte es an Wasser.
Mai
Im Talboden regierte die Lütschine wie sie wollte. Sie machte sich für ihren Slalomlauf im Talboden über hundert Meter breit. 1908 wurden Dämme errichtet. Sie sollten die Station Grund der Wengernalpbahn vor Überschwemmungen schützen. Im Hintergrund die lange Brücke der Rollbahn, über die Eis vom Unteren Gletscher abtransportiert wurde.
Juni
Fahrten mit dem Horischlitten auf dem Firnschnee am Faulhorn waren bei den Touristen beliebt. Auch bei den Einheimischen: Vor hundert Jahren war man froh für jeden Rappen, den man verdienen konnte.
Juli
Sommerlicher Betrieb am Bahnhof Grindelwald. Bis 1914 fuhren bei der BOB noch Dampfzüge.
August
Das «Grandhotel Bear» dominierte das Grindelwaldtal: Ein nobles Hotel mit 300 Betten. 1941 ging die Hotelherrlichkeit zu Ende. Der Hotelpalast brannte ab und Grindelwalds Traum von einem Palace war ausgeträumt.
September
Arbeiter fahren zur Tunnelbaustelle der Jungfraubahn. Im November 1908 explodierten 150 Kisten Sprengstoff mit 30 Tonnen Dynamit. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten. «Es war, als sei der Eiger explodiert», hiess es in Grindelwald.
Oktober
Militärische Manöver oberhalb von Grindelwald: Stab der Geb. Br. 9 im Gassenboden am Faulhorn im Jahr 1912. Die Truppe kam von der Grossen Scheidegg her und verschob sich in Richtung Schynige Platte. In der Mitte, klein im Hintergrund, Lt. Hans Bernet, Grindelwald, der spätere Sektionschef und Gemeindepräsident. In einem Regimentsstab eingeteilt war zu dieser Zeit auch Grindelwalds Dorfpfarrer Gottfried Strasser. Hauptmann Strasser leistete 25 Jahre Militärdienst als Feldprediger.
November
Grindelwalds Schneeräumung 1910 vor der neuen Post: Ein Vierspänner mit einer Schneewalze.
Dezember
Winterzauber 1906/07 beim Grandhotel Bear. Eislauf by night auf der imposanten Bäreisbahn im Lichte unzähliger Lampions. Der nächtliche Ice Carnival wurde jeweils feierlich eröffnet durch das Kurorchester mit «God save the king». Die britischen Gäste dominierten.
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